Die Chronik des Rumelner TV (RTV)

125 Jahre Rumelner Turnverein "Gut Heil" 1900 e.V.

(von Ferdi Seidelt)

5 x 25 Jahre! Was für eine Zeit! Das Deutsche Kaiserreich, die Weimarer Republik, die NS-Zeit, die Bundesrepublik Deutschland. In all den Jahren gab und gibt es den Rumelner Turnverein. Es macht mehr als Sinn, diese Zeiten aus Sicht des RTV festzuhalten. Als Chronik, als Geschichtswerk, als Tagebuch, als Sittengemälde, kurzum als ein spannendes Kapitel Zeitgeschehen. Bitte schön!

Die Ideen des Turnvaters Jahn vom Beginn des 19. Jahrhunderts hatten sich von Berlin aus bis in unsere Heimat verbreitet. Schon 1850 wurde der Moerser Turnverein gegründet. 1895 folgte der Zusammenschluss turnfreudiger junger Männer in Oestrum. Mitglieder dieses Vereins waren maßgeblich daran beteiligt, als sich im August 1900 über 30 junge Männer aus Rumeln in der Gastwirtschaft "Zur Linde" bei Hegger/Düngen zusammenfanden, um einen Turnverein zu gründen.

Dieser Vorsatz war in dem damaligen Bauerndorf Rumeln mit etwa 880 Einwohnern eine kleine Revolution - und eine Herausforderung an die stockkonservative Haltung der "besseren Kreise". Mit einer Mischung aus Misstrauen und Unverständnis blickte man auf das Tun der jungen Männer, die sich nach einem arbeitsreichen Tag auch noch auf dem Turnboden trafen, um sich körperlich zu stählen. Da musste doch irgendetwas im Busch sein!

Nun, der Hintergrund ist historisch verbrieft: Friedrich Ludwig Jahn kämpfte zu Zeiten der napoleonischen Fremdherrschaft und Kleinstaaten für eine nationalstaatliche Identität Deutschlands und rief zu diesem Zweck die Turnbewegung ins Leben. Er schuf das öffentlich zugängliche Turnen, führte grundlegende Turnbegriffe ein und gilt als Schöpfer der Bewegung, die zur Gründung vieler Turnvereine und letztlich zur Herausbildung des Geräteturnens als Weltsportart führte.

In die Annalen als Gründer des Rumelner TV "Gut Heil" 1900 gingen ein: Heinrich Bringsken, Hermann Bringsken, Gerhard Bringsken, Hans Erkens (er war der allererste RTV-Vorsitzende, ihm folgte später Baltasar Gohres), Peter Hörnemann, Johann Neuhoff, Tillmann Paschmann, Wilhelm Ramacher, Gerhard Schüren und Heinrich Schüren.

Trotz aller Anfangsschwierigkeiten verfolgten die Turner unbeirrt ihr Ziel. Die Zahl der Mitglieder wuchs, Turngeräte wurden angeschafft, und es fanden regelmäßige Übungsstunden im Hegger'schen Saal an der Dorfstraße (später Lichtspielhaus Rumeln, dann Elektro Browarzyk, heute Kulturspielhaus Rumeln) statt.

1904 erhielt der junge Verein seine erste Fahne - ein großes Ereignis, das mit einem Festzug und einem Festabend gebührend gefeiert wurde. Turnen, Ballspiele (Schleuderball, Schlagball, Faustball) und Wandern standen im Mittelpunkt der sportlichen Aktivitäten.

So entsteht das Bild eines Vereins mit frischem Wagemut und echtem Kameradschaftsgeist - im "Goldenen Zeitalter des Deutschen Kaiserreiches". Kein Wunder also, dass das Ansehen des Vereins stetig wuchs und die Mitgliederzahlen sich kontinuierlich erhöhten. Es schien, als stünde dem aufstrebenden Turnverein eine glänzende Zukunft bevor.

Doch dann kam der Erste Weltkrieg - und mit ihm ein jäher Einschnitt. Fast alle Turner wurden eingezogen. Die wenigen Daheimgebliebenen hielten das Vereinsleben irgendwie am Laufen, sodass nach dem Krieg schnell mit dem Wiederaufbau begonnen werden konnte.

Der Erfolg dieser zielstrebigen Arbeit zeigte sich bald: Schon 1920 wurde - noch ohne eigenen Sportplatz - ein Bezirkssportfest auf einer Wiese in Rumeln veranstaltet, unter reger Beteiligung benachbarter Vereine.

1925 - Das silberne Jubiläum feierte der RTV am 11. Juli 1925 in der Restauration "Zur Linde" von Wilhelm Hegger (heute Abendcafé). Die Vorsitzenden Gerhard Paschmann (1.) und Gerhard Schüren (2.), die Turnwarte Anton Fülling (1.) und Dietrich Bringsken (2.), die Schriftwarte Fritz Hofschen (1.) und Johann Rheims (2.), der Geldwart (!) Heinrich Bargatzky und Zeugwart Gerhard van Ommen hatten ein anspruchsvolles Festprogramm zusammengestellt - mit Beiträgen des "Männergesangvereins Rumeln" und der "Rheinhausener Konzertgesellschaft". Die Festrede hielt der langjährige Vorsitzende Hans Erkens.

Der Festumzug folgte einer klaren Marschfolge: 1. Gründer, 2. Ehrenausschuss, 3. Festausschuss, 4. Bezirksausschuss, 5. TV 1904 Bergheim, 6. TV Capellen, 7. TV Essenberg, 8. TuS Friemersheim, 9. TV Hohenbudberg, 10. TV Homberg, 11. TV Kaldenhausen, 12. TV Moers, 13. TV Neukirchen, 14. TV Oestrum, 15. TV Rheinberg, 16. TV Rheinhausen, 17. TV Vennikel, 18. TV Vluyn, 19. "Festgebender Verein".

Man sieht: Zuerst die Honoratioren, dann - streng alphabetisch - die Gastvereine, am Schluss der Gastgeber. Ordnung muss sein!

Nach dem 25-jährigen Jubiläum nahm der RTV im Oktober 1925 das Handballspiel auf - mit zwei Turnerteams und einer Jugendmannschaft. Das erste Spiel fand am 15. November 1925 gegen Kapellen statt - und ging glatt mit 0:13 verloren. Aber bereits eine Woche später gab es gegen den TV Schwafheim eine merkliche Leistungssteigerung: Die Werfer um unter anderem Karl Gentner, Karl Mund, Johann Dimmer und Wilhelm Meerkamp verloren "nur noch" mit 1:13. Aus diesen bescheidenen Anfängen entwickelte sich rasch eine schlagkräftige Mannschaft, die es bis in die höchste Spielklasse brachte.

Inzwischen war mit Unterstützung des damaligen Ortsvorstehers Dietrich Bonert ein neuer Sportplatz an der Moerser Straße entstanden. Eine Schlüsselfigur in dieser Zeit war Fritz Hofschen - Geschäftsführer, Handballobmann, Begleiter, Spieler - ein echtes Multitalent und Vorbild für alle.

Regelmäßige Teilnahmen am "Süchtelner Fest" und am "Kaiserbergfest" waren Ehrensache. Große Erlebnisse für die RTV-Aktiven waren auch die Deutschen Turnfeste 1928 in Köln und 1938 in Breslau.

Bis zum Zweiten Weltkrieg war der RTV zu einer Gemeinschaft mit solidem Fundament herangewachsen. Turnen, Handball und Leichtathletik wurden mit viel Engagement betrieben.

Auch das gehört zur Vereinsgeschichte: 1933 musste sich der RTV der "Neuordnung des Sports" beugen. Am 13. Juli 1933 wurde das gesamte damalige Staatsgebiet in 16 politische Gaue unterteilt - mit Hoheit über alle Bereiche der Leibesübungen. Eine vollständige Umwälzung der bisherigen Sportorganisationen war die Folge.

Im März 1934 wurde der NSRL (Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen) als Dachverband des gesamten deutschen Sports gegründet. Alle bisherigen Regionalverbände wurden aufgelöst. Westdeutschland wurde in die Gaue Mittelrhein, Niederrhein und Westfalen unterteilt - jede Sportart hatte nun ihre eigene Fachschaft für Turnen, Handball und Leichtathletik.

Der Zweite Weltkrieg brachte ein völliges Erliegen aller Aktivitäten - der Turnbetrieb kam 1942 zum Stillstand. Traurige Tatsache: Der Verein beklagte 26 Opfer dieses unsinnigen Krieges.

Es war der Initiative einiger Idealisten zu verdanken, dass kaum ein halbes Jahr nach Kriegsende der Plan gefasst wurde, den Turnverein neu zu beleben. Am 22. September 1945 beschloss die Mitgliederversammlung unter Leitung des jungen und zielstrebigen Vorsitzenden Heinz Stüning, den Sportbetrieb wieder aufleben zu lassen.

Der durch Kriegseinwirkung unbrauchbare Sportplatz im Bereich der heutigen Siedlung "Am Bonerthof" wurde wieder hergerichtet - 3000 Kubikmeter Erdbewegung waren nötig, um alle Bombentrichter aufzufüllen. Als "Turnhalle" stellte Heinrich Dimmer den Saal von "Haus Waldborn" zur Verfügung. Die Turngeräte bargen die Freunde Karl Mund, Fritz Schmidt, Heinrich Dimmer, Wilhelm Ramacher und Wilhelm Nellen unter schwierigsten Bedingungen aus der zerstörten Turnhalle im Dorf - und trugen sie zum Waldborn, Muskelkater garantiert.

Größter sportlicher Erfolg war 1948 der Aufstieg der Handballer in die Oberliga. Es folgten noch mehrere ruhmreiche Jahre, von denen die Werfer noch lange zehrten. Einschub: Wenn jetzt rund um die 125-Jahr-Feier sowohl die Männer als auch die Frauen der HSG in der Oberliga werfen, erinnert das ein wenig an 1948. Doch ist Oberliga einst und Oberliga jetzt nicht vergleichbar. Damals war die Oberliga die höchste deutsche Handballklasse (final um die "Westdeutsche" und "Deutsche" wurde in Turnierform gespielt).

Welche Klinge der Verein zu schlagen verstand, mussten so namhafte Vereine wie RSV Mülheim, Turnerbund Hamburg, Herford 08 und Osnabrück erfahren. Es hatte schon etwas an sich, wenn die "Welt" als führende Zeitung nach dem Heimspiel-Sieg am 6. Februar 1949 gegen den späteren Deutschen Meister RSV Mülheim (1949) voller Respekt schrieb: "Wer kennt schon das kleine Dorf, das so eine Handballmannschaft hervorbringt!" Und die Rheinische Post widmete trotz des damaligen Papiermangels dem Rumelner Sensationssieg am nächsten Tag einen großen Bericht, in dem es vor Ehrerbietung nur so qualmte.

1950 richtete der Verein zum 50. Geburtstag ein großes Jubelfest aus. Die neue Platzanlage am Waldborn mit Ehrenmal wurde am 19. August 1950 feierlich eingeweiht (Einschub: Im November 2023 übergab der RTV das über Jahrzehnte vergessene, dann aber grundlegend sanierte und künstlerisch aufgewertete Ehrenmal erneut der Öffentlichkeit). Neben zahlreichen sportlichen Veranstaltungen war der Umzug am 27. August 1950 durch das festlich geschmückte Rumeln der krönende Höhepunkt.

Tags zuvor stieg in der Straße "Auf dem Hastert" eine Veranstaltung, die in der Einladung als "Festabend auf dem Festzelt unter Mitwirkung der Rheinlandriege - anschließend Tanz" beschrieben wurde.

Frage an die Fantasie: Ließ Vorsitzender Karl Düngen seine Sportsfreunde etwa auf der Zeltplane tanzen? Und was sagte wohl Bürgermeister und Turnbruder Gottfried Wittfeld dazu?

Doch Scherz beiseite - die doch recht schwierige Zeit zeigte sich auch darin, dass die Einladung mit einer ziemlich mitgenommenen Matrizen-"Nudel" vervielfältigt werden musste. Ein Chronist indes - ganz klar - entschlüsselt alles!

Der Vorstand anno 1950 bestand aus: Karl Düngen (1. Vorsitzender), Wilhelm Tiefenbach (2. Vorsitzender, mit unendlichen Verdiensten um den Bau des Sportplatzes), Friedrich Hofschen (Geschäftsführer), Bernhard Hufen (Kassenwart), Karl Mund (Oberturnwart), Hermann Friedrichs (Jugendwart), Maria Neuhoff (Frauenwartin), Fritz Lintz (Oberzeugwart), Karl Herrmann (Handballobmann), Emil Ritter (Fußballobmann) und Gerhard Paschmann (Pressewart).

Waren es die vielen Feier-Anlässe, oder was? In den folgenden Jahren verlor der Verein etwas an Leistungsstärke - eine Delle, die sich später aber wieder ausgleichen sollte.

Ein wichtiger Meilenstein war der Bau der Turnhalle an der Marienfeldschule im Jahr 1958. Mit und in dieser neuen Heimstätte schwangen sich die Kunstturner (allen voran Armin Fischer!) zu ungeahnten Höhenflügen auf. Klar, die regelmäßige Teilnahme an den Deutschen Turnfesten wurde zur Ehrensache.

Ein weiteres bedeutendes Datum: das Jahr 1960 - hier wurde der Grundstein für das neue Vereins- und Jugendheim am Waldborn gelegt. Mit einem Fackelsternlauf der Jugend zum Marktplatz begannen am 21. Oktober 1960 die Feierlichkeiten. Am folgenden Tag wurde dem Jugendwart im Rahmen einer kleinen Feier offiziell der Schlüssel übergeben.

Anlässlich des erneut "runden" Geburtstags fand am Abend im "Haus Waldborn" eine kleine Feier statt. Der engere Vorstand bestand 1960 aus: Ewald Puhle sen. (1. Vorsitzender), Fritz Schmidt (2. Vorsitzender), Fritz Hofschen (1. Geschäftsführer) und Bernhard Hufen (1. Kassenwart).

Das "klassische Rentenalter" erreichte der Verein 1965 mit Bravour. Im Rahmen eines Festabends im "Haus Waldborn" wurde deutlich, mit welcher Energie sich ein kleiner ländlicher Turnverein zu einem mittelgroßen Sportverein mit gesunder Mitgliederbasis und aktiver Breitenarbeit entwickelt hatte.

Peter Leimkühler wies mit Blick auf die Zukunft bereits in diesem Jahr auf die kommende "Großbaustelle Sportplatz" hin - eine Vision, die mit dazu beitrug, dass der RTV in den nächsten Jahrzehnten auf über 2500 Mitglieder anwachsen konnte.

Mit dem Anstieg der Bevölkerungszahl in Rumeln wuchs auch die Mitgliederzahl des Vereins. Neue Mitglieder brachten neue Ideen mit - und den Wunsch, weitere Sportarten in den Verein zu integrieren. So wurden im Laufe der Zeit eine Schwimm- (1968), Volleyball- (1971), Basketball- (1972), Fußball- (1976) und zuletzt eine Boxabteilung (1985) ins Leben gerufen. In diesem Jahrhundert kamen hinzu die Abteilungen "Handicap-Sport", "Dart" und "Kampfkunst".

Mittlerweile sind alle Abteilungen fest etabliert und nehmen mit Schüler-, Jugend- und Seniorenmannschaften am sportlichen und sozialen Betrieb teil (ausführliche Berichte folgen an späterer Stelle).

1975 - Unter der Leitung des (seit 1964 unermüdlich aktiven) Vorsitzenden Peter Leimkühler und unter der Schirmherrschaft von Werksdirektor Detlef Müller richtete der RTV vom 13. bis 21. September 1975 ein spektakuläres Sportprogramm zum 75-jährigen Bestehen aus.

Auf dem Sportplatz am Waldborn sowie in den Hallen der Schulen Friedrich Fröbel, Marienfeld, Gerhart Hauptmann, Kirchfeld und in der Sporthalle Rheinhausen wurde eindrucksvoll demonstriert, was der Verein sportlich zu bieten hatte.

Sportliche Höhepunkte waren das Handballspiel auf dem Großfeld zwischen dem OSC Rheinhausen und der HSG Vennikel/Rumeln (Einschub: Kaldenhausen stieß erst 1990 zur HSG) sowie das nationale Schüler-Jugend-Sportfest mit Einlageläufen der Gastvereine TuS 04 Leverkusen, TSV Bayer Dormagen, LAZ Bellanet Rhede, ASV Köln, LC Bonn und LG Ost-Holstein.

Eine Grillparty, ein Jugend-Tanzabend am Jugendheim sowie ein Festakt im "Haus Waldborn" verwöhnten zudem Jung und Alt - und das ganz ohne Muskelkater.

Zwei Großaufgaben wurden in den Jahren 1970 bis 1980 in Angriff genommen - und mit viel Einsatz erfolgreich durchgeführt.

Durch die stetige Vergrößerung der Leichtathletikabteilung und deren große Erfolge war der Wunsch nach einer wettkampfgerechten Sportanlage nur zu verständlich.

Nach langwierigen Verhandlungen mit sportlichen und kommunalen Stellen war es dann endlich so weit: Die Gemeinde Rumeln-Kaldenhausen erwarb das Gelände und stellte es dem Verein in einem langfristigen Pachtvertrag zur Verfügung.

Der heutige Sportplatz konnte - nach entsprechender Bauzeit - im Rahmen einer mehrtägigen Sportveranstaltung am 29., 30. April und 1. Mai 1972 feierlich seiner Bestimmung übergeben werden. Bürgermeister Edmund Pilarczyk belobigte den RTV mit den Worten, dass jener "eine notwendige Ergänzung des Arbeitslebens in unserer mechanisierten und automatisierten Welt" sei. Es sei eine feine Leistung des Vereins, dass er die bisherigen Anlagen am Waldborn von Grund auf erneuern wolle, um sie für die Zukunft fit zu machen.

Für den Chronisten ist das Sportplatzwunder am Waldborn bereits die vierte Anlage des RTV.

Fassen wir noch einmal zusammen: Platz eins in den 1920er Jahren war eine Wiese in Rumeln-Dorf, Platz zwei später die Fläche an der Moerser Straße. Die "RTV-Kampfbahn" mit einer 350-Meter-Laufbahn wurde 1950 eingeweiht. Und schließlich lief 1972 die neue B-Anlage vom Stapel - mit 400-Meter-Bahn, Sprunggruben, Kugelstoßringen und einem 40 x 20 m großen Hartplatz.

Die nächste Großaufgabe folgte auf dem Fuß. Die Umkleideräume im Jugendheim konnten dem wachsenden Bedarf nicht mehr gerecht werden. Der Wunsch nach einem größeren, moderneren Vereinsheim nahm konkrete Formen an. Der Verein fand bei den zuständigen Stellen durchaus offene Ohren. Pläne wurden erstellt - und wieder verworfen. Dann war es endlich so weit:

Im Sommer 1974 erfolgte der Spatenstich - nachdem die Gemeinde Rumeln-Kaldenhausen, der Kreis Moers und das Land Nordrhein-Westfalen finanzielle Unterstützung zugesagt hatten. Doch lief nicht alles ganz so reibungslos, wie zuvor gehofft.

Vieles musste in Eigenleistung errichtet werden - und das kostet bekanntlich Zeit und Nerven. Die Finanzierung wackelte hin und wieder. Es wurde gesammelt, gespendet, organisiert. So dauerte es eine geraume Weile, bis die neuen Sporträume schließlich genutzt werden konnten.

In den Zeitungsarchiven findet sich dazu ein aufschlussreicher Artikel vom 18. November 1978:

"Die drei Herren vom Vorstand des Rumelner Turnvereins sind stolz - diesmal nicht auf eine sportliche Glanzleistung eines ihrer Leichtathleten, sondern auf den gesamten Verein." (Welch schöne sprachliche Überhöhung!) "Der hat nämlich aus 406.000 Mark runde 1,5 Millionen gemacht - zumindest, wenn man es mal in Zahlen ausdrückt. Das Vereinsheim hat mittlerweile beachtliche Formen angenommen. Peter Leimkühler, der 1. Vorsitzende, sein Vertreter Manfred Stratmann und Kassenwart Hans Küppers sind nicht die Einzigen, die in zahllosen Stunden freiwilliger Arbeit das RTV-Vereinsheim der Vollendung nähergebracht haben. Von den heute 1.591 Mitgliedern beteiligte sich etwa ein Drittel - und leistete in fünf Jahren geschätzte 36.000 Arbeitsstunden.

Keine zehn Jahre nach Baubeginn - also 1982 - soll das Haus endgültig fertig sein.

Dabei gab es von öffentlicher Seite (Stadt und Land) lediglich 406.000 Mark an Zuschüssen. Bezuschusst wurde praktisch nur das Erdgeschoss. Keller und Obergeschoss: reine Eigenleistung. Ein Sachverständiger bezifferte den Gebäudewert kürzlich auf stolze 1,5 Millionen Mark.

Doch der RTV musste dafür auch ganz schön betteln gehen: Der Parkettboden stammt aus einer ausrangierten Schule, Steine, Erde für Blumenbeete, Möbel - alles wurde irgendwie organisiert oder zumindest günstig eingekauft. Ein Bauunternehmer? Fehlanzeige. Der Architekt Sepp Wurm - der auch die Statik lieferte - stellte nur die Papierkosten in Rechnung.

Fertig ist derzeit das Erdgeschoss mit Gemeinschaftsraum, Sitzungszimmer, Toiletten, Duschen und Geräteraum. Im Keller gibt es bereits eine Kurzsprintstrecke und einen Gymnastikraum. Zukunftsmusik bleiben vorerst noch die Kegelbahn und die Sauna."

Der Gemeinschaftsraum, der eigentlich zum 80-jährigen Jubiläum fertig sein sollte, war zu diesem Zeitpunkt noch im Rohbau. Aber: Die Aufträge zur Fertigstellung waren vergeben.

Aus dem kleinen Dorfverein war mittlerweile ein Großverein mit über 1.600 Mitgliedern und einem vielfältigen Sportangebot geworden.

Ein Angebot, das sowohl dem Spitzensport als auch dem Breitensport seinen wohlverdienten Raum gibt.

Ein Blick zurück! Worte, die 1980 im Rahmen der Festlichkeiten gesprochen wurden, haben auch heute nichts von ihrer Gültigkeit verloren:

"Vor allem geht es uns um die Jugend. Wir wünschen und hoffen, dass wir den fast tausend Mädchen und Jungen in unserem Verein mit der Möglichkeit zur sportlichen Betätigung ein Mittel gegen die Gefahren der Umwelt an die Hand gegeben haben.

Wenn wir erreichen, dass sie durch den Sport gegen Alkohol- und Drogensucht sowie Kriminalität geschützt werden können, dann sind alle Arbeit, Mühen und Spenden gut angelegtes Kapital.

In diesem Bemühen, zum einen der Jugend die Möglichkeit sportlicher Betätigung und geselligen Zusammenseins, zum anderen den werktätigen Erwachsenen einen Ausgleich zum Alltagsstress zu bieten, wollen wir auch in den kommenden Jahren weiterarbeiten.

Wir hoffen, dass unsere Bemühungen erkannt und gewürdigt werden. Wir wünschen allen Mitgliedern viel Spaß und Erholung - in Turnhallen, auf dem Sportplatz, beim Wandern und in geselliger Runde."

Kommen wir nun im Detail auf die einzelnen Abteilungen zu sprechen. Der Chronist hat sie von ihrer Reihenfolge her sortiert - letztendlich ein Sport-Spiegel der Zeit für Rumeln! Konzentrieren wir uns auf das "T" im Vereinsnamen - also auf das "Turnen" - eine Sportart, mit der alles begann!


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