RK-Kurz-Chronik - bäuerlich, beschaulich, begehrt!

Verfasst am: 2019-06-05  •  Autor: Heinz Billen  •  Fotos: Archiv (4), Aero-Foto Schwarzer

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Rumeln-Kaldenhausen, was für ein Hin und Her! Zum 1. Januar 1975, also vor rund 45 Jahren, musste die Gemeinde Rumeln-Kaldenhausen ihre Selbstständigkeit aufgeben und wurde mit Rheinhausen zu einem Bezirk von Duisburg. Wie kam es zu dieser Entwicklung? Die beiden Ein­zel­ge­meinden Rumeln und Kaldenhausen hatten sich doch erst 1934 zur großen Dop­pel­ge­meinde Rumeln-Kaldenhausen zu­sam­men­e­chlos­sen und strotzten vor Kraft! Und was hatten Rumeln und Kaldenhausen eigentlich mit Duisburg am Hut?
Machen wir einen kleinen Ausflug in die Geschichte, um ein besseres Verständnis für die Dinge zu bekommen. Wir gehen zurück bis ins Jahr 1801, um dann wieder Richtung Gegenwart zu reisen!
Bis Anfang des 19. Jahrhunderts waren die Orte Rumeln und Kaldenhausen mit ihren Weilern und den vereinzelt und verstreut liegenden Häusern ausschließlich von der Landwirtschaft geprägte Bauerndörfer.
Als 1794 die französischen Truppen bis an den Niederrhein vorrückten, war Rumeln mit dem Weiler Hochfeld (Bereich heutige Hochfeldstraße), einzelnen Häusern im Sittard und dem östlichen Kaldenhausen (die Grenze verlief mitten auf der Düsseldorfer Straße) ein Teil der Grafschaft Moers. Der gegenüberliegende Teil von Kaldenhausen mit den Häusern Haarwinde und dem Hagschinkel, dem adligen Hofgut Giesenfeld und dem Rittergut Haus Kaldenhausen gehörte politisch zu Kur-Köln.
Der erste Zusammenschluss unseres Ortes begann, als wir nach dem Frieden von Lunéville 1801 völkerrechtlich zur französischen Republik zugeordnet wurden. Die Franzosen bauten eine neue Verwaltung auf und es entstanden Departements, wir gehörten zum Departement De la Roer (Aachen). De la Roer wiederum war unterteilt in vier Arrondissements (Kleve, Köln, Aachen, Krefeld). Die kleinste Verwaltungseinheit war die Mairie (Bürgermeisterei), die zu einem Kanton gehörte.
Jetzt im Zusammenhang: Friemersheim, Bliersheim, Hohenbudberg und Kalden­hausen gehörten zur Mairie Friemersheim im Kanton Uerdingen, Arrondissement Krefeld, Departement Aachen. Erster Bürgermeister war Baron Karl Christian Friedrich von Nyvenheim, der im Haus Kaldenhausen residierte und von hier aus die Amtsgeschäfte führte. Nach der französischen Herrschaft (1813, es folgten die Preußen) kam die Bürgermeisterei Friemersheim zum Kreis Krefeld.
1857 wurde der Kreis Moers geschaffen, den es schon einmal als Kreis Rheinberg (von 1816 an) gegeben hatte, dann aber zu Geldern zugeordnet wurde. Die gesamte Bürgermeisterei Friemersheim kam zum Kreis Moers. Zu diesem Zeitpunkt wollte der Gemeindevorsteher Hohenbudberg-Kaldenhausen mit dem größten Teil der Bevölkerung eine Trennung von Friemersheim. Dazu kam es aber nicht.
Besonders im Bereich Hagschinkel, aber auch in anderen Bereichen der Bürgermeisterei Friemersheim setzte um 1900 eine rege Bautätigkeit ein, für die aufkommende Industrie wurden viele Wohnungen benötigt. Ab 1904 blickte die Stadt Uerdingen begierig auf die Flächen von Hohenbudberg-Kaldenhausen, da dort viele Freiflächen für den notwendig gewordenen Wohnungsbau vorhanden waren. 1927 hatte Uerdingen Erfolg, der Gemeinderat von Hohenbudberg-Kaldenhausen stimmte einen Umgemeindungsantrag zu, durch den das Dorf Hohenbudberg, die Weiler Tops, Haus Dreven und ein Teil von Kaldenhausen mit dem Hagschinkel nach Uerdingen gingen. Der restliche Teil der Gemeinde Kaldenhausen verblieb in der Bürgermeisterei Friemersheim, die zu dieser Zeit den Namen „Bürgermeisterei Rheinhausen“ trug.
Durch die wegen Kohle und Stahl rege Bautätigkeit wuchsen die Gemeinden Friemersheim und Bliersheim mit dem Bereich der Bürgermeisterei Hochemmerich immer mehr zusammen, sodass sich die genannten Gebietskörperschaften am 1. Juli 1934 zur Stadt Rheinhausen zusammenschlossen. Die Gemeinden Rumeln und Kaldenhausen schieden zeitgleich aus dem Amtsverband Rheinhausen aus und bildeten fortan die eingangs beschriebene Doppelgemeinde. Nachdem die Gemeinderäte in ausführlichen Sitzungen die Zweckmäßigkeit des Zusammenschlusses diskutiert hatten (1933), kam es am 20. Juni 1934 zu einem Erlass des Innenministers, der bereits zehn Tage später umgesetzt wurde.
Die neue Konstruktion sollte „Kaldenhausen-Rumeln“ heißen, aber die politischen Strömungen setzten den Namen „Rumeln“ durch. 1946 beantragte der Gemeinderat bei der britischen Militärverwaltung, dass der Ort auf „Rumeln-Kaldenhausen“ hören möge. Durch alle möglichen Schwierigkeiten zog sich das Verfahren dermaßen in die Länge, dass die Genehmigung erst am 2. August 1950 zustande kam.
In den 60er Jahren setzte in Nordrhein-Westfalen eine nicht endende Diskussion rund um die Kommunale Neuordnung ein. Die Rumeln-Kaldenhausener Gemeinderäte erkannten das Thema frühzeitig und wollten unbedingt selbstständig bleiben. Es wurden aber auch Gespräche mit der Nachbargemeinde Kapellen (Vennikel, Holderberg) geführt. Andererseits gab es das Modell „Südstadt“, bestehend aus den südlichen Kommunen des Kreises Moers (Homberg, Rheinhausen, Rumeln-Kaldenhausen, Kapellen). Krefeld wiederum gierte nach dem kompletten Kaldenhausen. Am sinnvollsten erschien aber letztendlich ein Zusammenschluss der Stadt Rheinhausen mit der Doppelgemeinde Rumeln-Kaldenhausen. Was kaum einer mehr weiß: Am 4. September 1973 kam es zu einem gemeinsamen Gebietsänderungsvertrag. Der wiederum wurde „eine Etage höher“ nicht akzeptiert, denn der Landtag machte ein Jahr später ganz andere „Nägel mit Köpfen“.
Zwar legte Rumeln-Kaldenhausen, dass sich übrigens zu über 90 Prozent gegen die Zuordnung zu Duisburg ausgesprochen hatte, sofort Beschwerde beim Verfassungsgericht Münster ein - der Ort pochte auf die Vereinbarung mit Rheinhausen von 1973. Ende 1975 kam das unwiderrufliche Nein der Richter.
An diesen Ausführungen wird deutlich, dass Rumeln sich in seinen Grenzen seit Beginn des 19. Jahrhunderts im Großen und Ganzen nicht wesentlich veränderte, Kaldenhausen sich aber wiederholt mit Begehrlichkeiten der Nachbarn auseinanderzusetzen hatte - und stets verlor. Beiden „Dörfern“ ist lediglich gemein das Jahr ihrer Hochzeit (1934) und das Datum der „Vereinnahmung“ durch Duisburg (1975).

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1 - Rumeln-Kaldenhausen im 15. Jahrhundert war geprägt von alten Rheinarmen und viel Wald. Zu dieser Zeit hieß der Mühlenwinkel mal Meulenwinkel, mal Mulenwinkel, mal Molenwinckel.
2 - Auf den Resten verschiedener Vorgänger-Mühlen wurde ab 1801 die mächtige Turmwindmühle erbaut. Das Wahrzeichen von Rumeln wurde im 19. Jahrhundert genossenschaftlich betrieben.
3 - Diese Karte um 1900 zeigt die kleinen Straßendörfer Rumeln und Kaldenhausen, die rechtsrheinischen Orte wurden ausschließlich durch die Fähren Essenberg, Werthhausen und Bliersheim erreicht.
4 - Die Luftaufnahme anno 1957 zeigt das fast fertig gestellte Rathaus. Hinter den Amtsstuben gab es noch einige Jahre eine Gärtnerei, die später einem Behörden-Erweiterungsbau weichen musste.
5 - Die schöne Aufnahme aus den 1970er Jahren zeigt Kaldenhausen mit Blick Richtung Rumeln. Vorne links die Hochhäuser der Grafschaft Moers und rechts die Blechwarenfabrik, dann die St. Klara-Kirche, das Straßendorf...

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